Ach komm schon, Neo,
sprich mit uns !
Neo Rauch - Galerie Eigen +
Art
07.12.2002 - 01.02.2003
Herr Rauch gibt bis zum Sommer 2004 keinerlei Interviews mehr.
Ein sinniger Plan, denn die Geschäfte laufen glänzend;
Neo muss arbeiten. Und geschrieben wurde in den letzten Jahren
ohnehin sehr viel.
Über den Ausstellungsmarathon seiner Arbeiten für
die Sammlung Deutsche Bank, und seine Teilnahme an
zahlreichen und prestigeträchtigen Gruppenausstellungen
wie der letzten Venedig Biennale, I Love NY
und - nicht zu vergessen - Dear Painter, Paint Me,
einer, für sich betrachtet, bemerkenswerten Ausstellung,
die vom Centre Pompidou über die Kunsthalle Wien nach
Frankfurt in die Schirn tourte.
Seine aktuelle Ausstellung in der Berliner Galerie Eigen +
Art zeigt vier großformatige Malereien, und mehrere
kleinere Formate. In seiner bekannten Technik, der steten
Manipulation der naturalistischen Perspektive, auf die Leinwand
gebannte Sprünge zwischen Nahaufnahme und Weitwinkel,
die jede Annäherung an ein Ganzes verhindern, thematisiert
Rauch wieder einmal Rivalität, chaotische Ordnung und
hysterischen Aufbruch. In einer, leider oft in einer zu inflationären
Art, wechselt Neo Rauch dabei zwischen Zitaten vieler seiner
Vorgänger. Ein großer Verehrer Dalís ist
er allemal, auch Edward Hopper gehört zum gedanklichen
Repertoire. Die ikonographisierende Darstellung des Themas
Aufbruch scheint zudem inspiriert durch den großen Andy
Warhol, freilich legitimiert durch die süße Morbidezza
klassischer Malerei. Gerade das Thema Aufbruch ist besonders
relevant, soll es Neo Rauch doch zum ersten gesamtdeutschen
Maler machen. Denn die Symbolik, die zur Verwendung kommt,
kennen wir alle. Die einen aus den Fünfzigern, als wieder
aufgebaut wurde um die aus Neue erstarkte Stirn bieten zu
können; die anderen, als es galt, an der großen
Idee mit zu malochen. Und alle packen an, hüben wie drüben.
Und alle wollen Neo Rauch, auf der ganzen Welt. Wahrscheinlich
weil Neo Rauch, wie sein umtriebiger Galerist Lybke zu beteuern
niemals müde zu werden scheint, alles träumt, was
er malt. Da gibt es keine Photos, keine Projektoren, ja noch
nicht einmal Zeichnungen. Der Herr Rauch legt an, und zieht
durch. Ausstellungen schaut er sich auch keine mehr an, andere
Maler sowieso nicht.
Er verweigert die Auseinandersetzung mit aktuellen Positionen,
mit aktuellen Sehgewohnheiten. Doch von diesen kann sich heute
niemand ernsthaft freimachen, auch kein Neo Rauch. Er kulminiert
einen romantischen Künstlermythos, und strotzt doch vor
lauter Geilheit auf die Großen der klassischen Moderne.
Und ist dennoch geprägt von seiner Zeit, und malt daher
nicht klassisch, sondern modern.
Wahrscheinlich aber möchte Neo Rauch nicht nur Deutschland
endgültig vereinen, sondern die tiefen Gräben zwischen
Figuration und Abstraktion, zwischen Realismus und Modernismus
mit seinen vielen Bildern auffüllen. Könnte ihm
das tatsächlich gelingen ? Bestimmt nicht, wenn er nicht
mit uns redet. |
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