Schöner wohnen.
Liam Gillick
"Hills and Trays..." - Galerie Schipper &
Krome, 17.01.-15.03.2003
"...And Punctuated Everydays" - Galerie Max
Hetzler, 17.01.-15.03.2003
"Was ist denn jetzt los?" Das denkt sich beinahe
jeder, der die aktuelle Ausstellung bei Schipper & Krome
in der Linienstraße besuchen möchte. Oder war die
Tür etwa schon immer zu? Und musste man etwa schon immer
klingeln?
Na ja. Sofort nach dem Klingeln verrichtet der Türsummer
seine Arbeit, und man kann eintreten. Nun noch ein möglichst
freundliches Nicken in Richtung Büro, aus dem kurz nach
dem Rechten und dem Gast gesehen wird. Im Galerieraum selbst
begegnen uns alte Bekannte. Gillick verwendet die von ihm
gewohnten, an eigens entworfene Einrichtungsgegenstände
erinnernden Objekte. Sowohl hier bei Hills and Trays...,
als auch bei ... And Punctuated Everydays, dem zweiten
Teil dieser Doppelausstellung, zu sehen in der Galerie Max
Hetzler.
Drei aus Aluminiumwinkeleisen und Plexiglas gefertigte Plattformen
hier, drei nach einer Seite geöffnete Käfige aus
demselben Metall dort. Hier wurde die Wand mit Blumen bemalt,
dort mit Kreisen. Für beide Räume entwarf Gillick
gläserne Gefäße zum Aufbewahren großer
Planrollen oder Poster. In der Ausstellung wurden leere Papierbögen
verwandt, aber sicher nicht aus Mangel an Inhalten. Denn daran
mangelte es Gillick ja noch nie. Setzt er sich doch seit Jahr
und Tag mit ähnlichen, fast gleichen Themen und Fragestellungen
auseinander. Stetig befasst er sich mit der Welt zwischen
Realität und Fiktion. Er präsentiert Arbeiten, die
unfertig wirken und transportiert durch sie Informationen
und Themen, deren Wahrheitsgehalt nicht geklärt ist.
Gillick reflektiert so die Tatsache, dass Entscheidungen immer
aus dem momentanen Gehalt an Information und dem aktuellen
Interesse heraus getroffen werden. Und somit nur für
den Moment gültig sein können.
Gerne doziert er daher auch vom "Mittelgrund." Die
Dinge stehen nicht im Vordergrund, und nicht im Hintergrund.
Sie stehen im "Mittelgrund." Noch nicht ganz angekommen,
aber schon vor einiger Zeit losgefahren. Die Thematik des
Mittelgrundes, oder wie man sie auch immer verbalisieren möchte,
setzt sich in der formalen Präsentation fort. Inhaltlich
orientiert an der Minimal Art der späten sechziger und
frühen siebziger Jahre schafft Gillick latent raumbezogene
Arbeiten, die eine immense gestalterische Note haben. Übersetzt
werden diese Anleihen in der reduzierten Formensprache der
Neunziger; Gillicks Arbeiten würden sicher auch als Einbauten
oder Raumtrenner in kühl-schicken Lofts eine gute Figur
machen. Sie erzeugen ein gewisses Klima, ein Ambient,
das berührt - aber nicht bedrängt. Das zuweilen
nahe kommt - doch nie verletzen könnte. In diesem Ambient
lässt es sich angenehm leben. Es wird einem nichts geschehen.
Gillick gibt, verlagert man die Szenerie auf die Bühne,
den High Culture Vertreter von Firmen wie Lego oder Ikea.
Auch bei denen findet sich das Immergleiche, der erlebte Prozess
wird zum wesentlichen Kriterium. Und auch Lego und Ikea leben
bis heute von der Idee, die zu ihrer Entstehung führte.
Formal funktioniert seine Kunst ebenfalls ähnlich, nur
dass man sie nicht selbst zusammenbauen darf. Für alle
ist etwas dabei, irgendwo wird Jede und Jeder einen Teil für
sich entdecken, und vielleicht anfangen, ein bisschen darüber
nachzudenken.
Und spätestens hier zeigt dich die Kehrseite der Medaille
vom "Mittelgrund." Dort wird eben lauwarm gekocht,
nicht heiß. Das ist immer adäquat, wenn man schnell
etwas herunter schlingen möchte - ohne sich zu verschlucken.
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